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Chapter 2



[narrater: John Carter]

Finster fixierte ich die Wand. Sie war aus altem Holz, das schon von der feuchten Luft des Waldes gefressen wurde. Das Moos klebte zwischen den einzelnen Brettern, wie eine schwache Zierde die ihre Wirkung verfehlt hatte. Für mich war es ein grausliches Grün und außerdem konnte mich im Moment nichts freuen.

Ich saß in dieser gottsverdammten Hütte, mitten im Wald. Draußen plätscherte der Bach vor sich hin, die Vögel schrien hie und da und manchmal war das Rascheln der Blätter hörbar, wenn ein Lüftchen sie umwehte. Und es ging mir alles auf die Nerven. Ich wollte die Natur nicht hören, denn sie ließ mich wirklich so fühlen als wäre ich in einer gottsverdammten Hütte.

Wütend schlug ich mit dem Fuß gegen den Boden, der ebenfalls aus wackeligem Holz bestand. Im Holz bildete sich augenblicklich eine tiefe Furche die ich sauer musterte.

Warum gerade ich?

Der Tod wäre viel angenehmer gewesen. Stattdessen füllten mich Angst und Hass auf mich selbst mit jeder Sekunde die verging. Hin und wieder auch der Durst, doch den sättigte ich jede Nacht, indem ich ein Wild verspeiste.

Wie gerne würde ich die Menschen durchlöchern, nur um ihre Angst in den Augen zu sehen. Genauso wie sie jetzt in meinen Augen war.

Menschen, die vollkommen aus Egoismus und Gier bestanden. Achja und nicht zu vergessen, das prahlerische Etwas, das jeden von ihnen prägte. Ich könnte sie mit einer Handbewegung zermalmen, sie zu Pulver verarbeiten. Doch das war Vergangenheit.

Früher  hätte ich das tun können. Wo wir die stärkste Macht auf Erden waren. Wo wir Menschen heimlich gejagt hatten, sie aber nicht über uns wussten. Oder besser gesagt, hatten sie das immer verdrängt und in den Medien verbreitet, sie wären die stärksten und intelligentesten Wesen auf der Welt. Pah. Von wegen.

Doch dann wendete sich alles gegen uns.  Dominique, mein Erzfeind ist auf die armseligen Tricks der Menschen hereingefallen. Sie umwebten ihn wie Spinnen, benebelten seine klare Sichtweise und schalteten ihn um zu einen von ihnen. Und dann begann er das schrecklichste Verbrechen, das einer von uns je hätte tun können: Er verriet uns. Er verriet uns alle. Wegen ihm brennen viele von uns in ihrer eigenen Haut, wegen ihm flüchtet jeder in die dunkelste Ecke der Welt um sich vor den Tod zu schützen.

Doch der wäre mir jetzt lieber. Ich richtete mich auf und verließ die Hütte. Vor mir leuchteten die Bäume in den verschiedensten Grüntönen. Die Tiere waren alle für mich hörbar. Ich hörte ihr Atmen, ihre Herzen und ihr Tapsen auf den Waldboden. Doch ich hatte jetzt keinen Durst. Den hatte ich schon vorige Nacht gelöscht.

Mein Gesicht hellte sich kein bisschen auf. Stattdessen ging ich grimmig blickend auf den Bach zu, um mich gleich darauf am Ufer auf dem nassen Grad nieder zu lassen. Mein Ebenbild glitzerte mir im Wasser entgegen. Doch es war kein erfreuliches Bild.

Mein Gesicht hatte eine Härte angenommen, die mich zusammenzucken ließ. Angst, Erschöpfung und ständige Vorsicht hatten meinen Körper ausgelaugt. Ich fühlte mich tatsächlich wie ein Schwamm, dem man das ganze Wasser entzogen hatte.

Der Blick in den Bach genügte, um mir Bilder in mein Gedächtnis hervorzurufen, die ich verdrängen hatte wollen.  Doch jetzt war es zu spät. Ich sah mein junges – noch von Freude geprägtes – Gesicht, das zu einem Lachen verzehrt war.  Und sie stand vor mir. Ebenfalls lächelnd. Ich streckte ihr die Hand entgegen. Sie zögerte kurz und legte ihre dann schließlich in meine. Ein Gefühl  von Zufriedenheit durchfuhr mich, ihre Berührung ließ meinen ganzen Körper zittern. Denn es war sie. Das Mädchen, durch die ich das Wort Liebe zum ersten Mal erklärt bekommen habe.

Ein Geräusch hinter mir holte mich aus meinen Erinnerungen heraus. Sofort fuhr ich hoch. Hinter mir, war eben ein Ast geknackst. Da war ich mir absolut sicher.

Ich riss die Augen weit auf. Die Angst durchbohrte mich, ich drehte den Kopf zu allen Seiten.

„Ein Schritt, und du bist tot, Vampir.“

Mit vor Angst weit aufgerissenen Augen drehte ich mich in Zeitlupe um.





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