Mit beiden Händen machte er eine abwehrende Geste. „Ihr könnt ruhig weiter herum turteln, ich möchte nicht der Grund für die unangenehme Störung sein.“ Grinsend begutachtete er mich von oben bis unten und zwinkerte mir zu. Ich spürte wie sich alles in Maxime anspannte und wusste, dass er sich jeden Moment auf Eric stürzten würde. Mein Griff wurde fester.
„Was machst du hier?“, fragte ich mit fester Stimme. Er verdrehte seine grünen Augen und sah mich so an, als würde ein Großvater sein Enkelkind anschauen. Mich widerte dieser Blick so sehr an, ich war noch nicht bereit für diese Konfrontation. Das war ja eigentlich für morgen geplant, bis ich eine Lösung für dieses Dilemma finden würde.
„Also so begrüßt man seinen Lieblingsgast wirklich nicht“, meinte er tadelnd und kam einen Schritt auf mich zu. Maxime umschloss mich noch enger.
„Lieblingsgast?“, äffte ich schon etwas sicherer nach und löste mich von Maximes Umarmung. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Natürlich Lieblingsgast. Weißt du, eigentlich bist du bemitleidenswert.“ Ein schiefes Grinsen war in seinem Gesicht festgemeißelt. „Du tröstet dich also von der Niederlage, indem du mit einem herumtust. Interessant.“ Maxime machte einen gefährlichen Schritt auf ihn zu, ich hielt ihn zurück. Mein Blick beruhigte ihn ein wenig, doch seine Geduld kannte Grenzen. Eric schien ihn gänzlich zu ignorieren. Sein Blick hing an meinem Oberkörper. Ich fühlte mich unglaublich nackt und verschränkte die Arme noch fester vor meinem Körper, in der Hoffnung etwas mehr zu verdecken.
„Was willst du Eric?“, wiederholte ich energisch, er riss an meinen Nerven.
„Nun ja, ich wollte dich nur an die nächste Zeitung erinnern, die den Zusammenbruch von >La Beauté< verkündet aufmerksam machen. Es tut mir ja so aufrichtig Leid für dich.“
Spott und Triumpf leuchteten in seinen Augen auf.
Ich hasste ihn.
Ich hasste ihn so sehr. Mein Körper bebte. Ich war noch nicht vorbereitet, das wusste er und war deswegen hergekommen. Ich hasste ihn.
„Träum weiter“, rief ich ihm entgegen und hatte den Drang ihn anzuspucken. Doch das vermied ich, denn ich wusste, dass hinter dem Zaun Paparazzis lungerten, die Eric sicher höchstpersönlich bestellt hatte.
Er lachte bloß und wollte sich gerade wegdrehen, um endlich mein Haus zu verlassen, als Maxime sich räusperte.
„Nun ja. Die Zeitung wird nicht über die Niederlage von „La Beauté“ schreiben“, meinte er tonlos.
Eric drehte sich um, Verständnislosigkeit zeichnete sein Gesicht.
Maxime wendete sich mir zu und nahm meine Hand.
„Ich bin heute deswegen gekommen, Emma. Die Pariser Zeitungen werden sich die Mäuler nicht über dein Magazin zerreißen, sondern über uns.“
Jetzt teilte ich das riesige Fragezeichen mit Eric. Ich hob fragend eine Augenbraue.
Maxime kniete sich plötzlich nieder. Wie auf Kommando erschienen zwei Fotographen in meinem Garten. Verwundert schaute ich zuerst sie an, dann Maxime.
Dieser holte eine kleine blaue Schachtel aus seiner Hosentasche und öffnete sie. Zwei Verlobungsringe glitzerten in der Sonne. Mein Herz machte einen riesigen Sprung und schlug heftig gegen meine Rippen. Was..?
„Emma Lamour. Willst du meine Frau werden?“
Brillant. Maxime, du bist brillant. Natürlich, so konnte man problemlos das Dilema von La Beauté vertuschen und die Aufmerksamkeit auf die Besitzerin wenden. Ein Problem weniger.
„Ja ich will, Maxime Leclerc“, erwiderte ich lachend. Er stand auf, steckte zärtlich den Ring auf meinem Finger. Ich tat dasselbe bei ihm. Wieder küssten wir uns. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Eric perplex den Mund öffnete und grinste innerlich und äußerlich.
Maxime löste sich langsam von mir. Er gab den Fotographen das Zeichen, dass sie wieder gehen konnten. Dann wandte er sich wieder Eric zu.
„Außerdem wird das Magazin von mir finanziert. Und jetzt bitte ich sie, das Grundstück meiner Verlobten zu verlassen.“
Die ersten Sekunden war Eric wie gelähmt. Schließlich färbte sich sein Gesicht blutrot. Er sah mich noch einmal an und ging dann davon.
Ein riesiger Stein auf meinem Herzen wurde in tausend Stücke zertrümmert.
Maxime sah mich warm an und deutete dann auf die Villa. „Ich werde drinnen auf dich warten, bis du dich umgezogen hast. Vielleicht möchtest du den romantischen Tag vollenden und in einem Restaurant essen?“ Ich grinste wie ein Honigkuchenpferdchen und nickte bloß. Meine Freude war im Moment riesig. Ich hatte meinen Traummann und mein Magazin war gerettet. Das Märchen der Prinzessin und ihrem Prinzen wurde wahr. Selbstverständlich, dass Prinzessinnen heutzutage nur die Reichen waren.
Ich rannte in das Badezimmer, duschte mich schnell und raste dann, in einem Handtuch gehüllt in mein Zimmer. Dort griff ich sofort zu meinem Chanel Kleid, das gestern in einem Karton bei mir zuhause angekommen war. Es war goldfarben mit kleinen wertvollen Steinchen bestickt. Das perfekte Kleid für diesen Abend.
Eine halbe Stunde später war ich fertig. Maxime saß im Wohnzimmer und schaute sich eine Fernsehdebatte über Politik an. Mein guter alter intelligenter und kultivierter Maxime. Ich lächelte. Auf Zehenspitzen schlich ich zu ihm und legte ihm meine Finger auf die Augen. Er lachte auf und drehte sich zu mir um.
„Na, wie seh ich aus?“, fragte ich lächelnd und drehte mich im Kreis. „Bezaubernd, Prinzessin“, flüsterte er und gab mir einen Kuss auf der Hand. Ein Charmeur.
Er stieg in sein Auto, während ich noch einmal in mein Zimmer rannte um mein Handy zu holen. Eine SMS leuchtete auf dem Handy. Verwundert schaute ich in meinen Nachrichteneingang. Eric. Ich holte tief Luft und öffnete die SMS.
„Das war erst der Anfang, Emma.“
Belustigt sah ich mein Handy eine Sekunde lang an und steckte es dann kopfschüttelnd in meine Tasche. Er konnte seine Niederlage scheinbar überhaupt nicht vertragen.