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Chapter 3




Sie stand da. Ihr Gesicht war wie versteinert, kein Funken von Gefühl  hatte sich eingenistet. Die braunen Augen waren starr auf mich gerichtet, der Hass blitzte in ihnen auf. Das einzige Gefühl, das ich erkannt hatte.  Sie war schlank und in meinen Augen nicht sehr muskulös. Doch das Äußere täuschte. Diese zarte Kreatur könnte ein wahrliches Biest sein.

Vergeblich versuchte ich den Kloß in meinem Hals hinunter zu schlucken. Doch die Angst hatte meinen ganzen Körper erfasst. Hätte ich noch ein Herz, würde es mich wahrscheinlich verraten und die Furcht zeigen. 

Doch das allerwichtigste blitzte in ihrer Hand: Die silberne Kugel. Das Gift glitzerte auf deren Oberfläche und trieb mir den Schweiß auf der Stirn. Es war wie eine Seuche: Kam nur eine Zelle unserer Haut mit ihm in Berührung, verbreitete es sich wie ein Blitz durch die ganze Haut. Und wenn es dazu gekommen ist, dann beginnt der qualvolle Tod. Wir beginnen von innen aus zu brennen, und das erfolgte nicht so schnell wie es sich die meisten dann wünschten.

Ich erwägte zwei Möglichkeiten in meinem Kopf. Entweder ich flüchte – dann würde sie mich erwischen und die Kugel an den Kopf werfen. Oder ich würde mich ergeben – dann würde mein Tod ein paar Minuten schneller erfolgen. Doch mein Stolz und mein Überlebensinstinkt trieben mich zur ersteren Lösung an.

Meine Beine kamen in Bewegung, ich raste an den Bäumen vorbei. Die Erde unter mir wirbelte auf. Binnen weniger Sekunden war ich im dichten Wald eingetaucht. Doch die Schritte hinter mir wurden nicht leiser. Ich hörte ihren Atem dicht hinter mir, ihre Flüche zogen an meiner Angst.

„Verdammtes Biest.“

Erneut verschnellerte ich meine Geschwindigkeit und hüpfte auf einen Baum. Von Ast zu Ast schwang ich mich voran und hoffte so auf eine Fluchtmöglichkeit. Doch ich hatte mich getäuscht. Sie lief direkt unter mir mit und wartete darauf, dass ich herunter kam. Aber diesen Gefallen tat ich ihr nicht. Immer weiter sprang ich Bäume an.

„Du forderst meine Geduld heraus, Vampir“, hörte ich ihr Knurren. Verbissen kämpfte ich um mein Leben weiter. Genau in diesem Moment erkannte ich, dass das Glück mich längst verlassen hatte. Vor mir erstreckte sich eine Lichtung, die Anzahl der Bäume schrumpfte. Bald müsste ich wieder auf festen Boden und da – da könnte ich mein Leben verabschieden.

Die Sekunden vergingen und ich stand vor dem Ende: Ich musste wieder hinunter und die schützende Höhe verlassen. Unglaublich, dass ich das in einem Wald tun musste.

Als ich herunter hüpfte und wieder Flucht ergreifen wollte, packte sie mich an meiner Hand und hielt mir die Kugel direkt vor das Gesicht. Ich hielt die Luft an, schon in der Angst das Einatmen des Giftes könnte mich töten und starrte sie an.

„Bitte, lass mich gehen“, bettelte ich erstickt und ließ sie nicht aus den Augen.

Ein boshaftes Grinsen umspielte ihre Lippen, während sie die Kugel vor meinem Gesicht führte.

„Hm… Das kann ich mir ja noch überlegen!“

Und ehe ich mich versah landete ihr Knie in meine Weichteile. Der Schmerz heulte augenblicklich auf, ich krümmte mich und sank auf den Boden. Ja. Auch männlichen Vampiren bereitete dies Schmerzen.

Ich erhaschte einen Blick von ihr und sah, dass sie grinsend vor mir stand und meine Wehwehchen genoss.
 


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